Rechtzeitig vor Weihnachten wurden die Gerüste an unserer Kirche “Zur frohen Botschaft” abgebaut, so dass am Heiligen Abend die Warteschlangen vor den Christvespern sich ungestört entfalten konnten. Damit fanden langwierige Restaurierungsarbeiten am Turm ihr glückliches Ende, umso mehr, als die geplanten Baukosten von ca. 100.000 € eingehalten wurden.
Schon vor 2 Jahren fielen große Tuffstein- und Ziegelbrocken vom Turm auf den Vorplatz der Kirche, so dass kurz vor Weihnachten 2014 als Notmaßnahme Kletterer alle losen Teile im Turmdach-Bereich entfernten, um nicht die Kirchgänger zu gefährden. Es war aber klar, dass eine umfangreiche Sanierung des Turmdaches nicht weiter aufgeschoben werden konnte. Das Ingenieurbüro für Baustatik und Sanierungsplanung ibs in Hoppegarten wurde mit der Planung und Leitung der Bauarbeiten beauftragt. Grundlage der Planung war eine Analyse des Bauzustandes im Sommer 2015 mit Hilfe einer Drohne, die den Turm umkreiste und einen Vorgeschmack auf das Flugbild der sich hoffentlich bald ansiedelnden Turmfalken lieferte. Danach wurden die Finanzen für 2016 eingeplant, und im Mai 2016 begannen mit der Errichtung des Gerüstes die eigentlichen Bauarbeiten. Sie sollten eigentlich bis Anfang September beendet werden, um das Straßenfest unserer Gemeinde nicht durch die Gerüste zu beeinträchtigen.
Es ist nur ein schwacher Trost, dass offensichtlich nicht nur bei großen Bauprojekten sondern auch bei kleinen Maßnahmen wie der Reparatur einer Stadtbezirkskirche das Prinzip “Realität ist Denkste mal Drei” wirksam wird. Bei unserer Kirche begannen die nicht vorhergesehenen Schwierigkeiten schon beim Gerüstbau, der komplizierter als gedacht war und die Einbeziehung eines versierten Statikers notwendig machte. Aber viel schlimmer war, dass vor Ort bei Betrachtung von nahem sich Schäden zeigten, die den scharfen Augen der Drohne entgangen waren. Die verdeckten Eisenträger der Schallluken im Glockenstuhl waren total verrostet und mussten vollständig ersetzt werden, was die Anfertigung neuer Schallluken erforderte. Einige der Tuffsteinelemente ließen sich nicht mehr reparieren und mussten durch neu gefertigte ersetzt werden. Dies war der Hauptgrund für die Verzögerung der Bauarbeiten, denn es gibt nur noch einen Steinbruch und Bearbeitungsbetrieb für Tuffsteine in Deutschland, der in Franken beheimatet ist und mehr als genug zu tun hat. Die Fertigung bestimmter Strukturelemente musste an die Summe aller Bestellungen angepasst und unsere zu ersetzenden Tuffsteinelemente konnten erst im November geliefert werden. Vielleicht war manchem Leser aufgefallen, dass zu bestimmten Zeiten die Baustelle nicht sehr lebendig wirkte, den Grund wissen Sie jetzt. Erfreulicher Weise war es aber entgegen anfänglicher Vermutungen nicht nötig, das Turmdach mit Kupferblechen neu einzudecken. Es genügte, die noch intakten Kupferplatten besser zu befestigen. Hier waren Dachdecker mit alpinen Kletterfähigkeiten gefragt.
An dieser Stelle sollen nicht alle Arbeiten erwähnt werden, die von den Firmen Pause und Opus in hoher Qualität durchgeführt wurden. Schwierig waren die Sanierung des Dachanschlusses des Kirchendaches an den Turmschaft, die Neugestaltung der Umgänge mit den Balkonen, die Kupferblechabdeckung von Tuffstenverzierungen, deren Fehlen für den Verfall mitverantwortlich war, das Einbringen von Rahmen an den Schallluken, der Ersatz von Ziegeln und die Neuverfugung beschädigter Fugen entsprechend den Forderungen des Denkmalschutzes. Sicher war der trotz aller Probleme erfreulich reibungslose Bauablauf auch dem Bauleiter von ibs, Herrn Fiedorowicz, zu verdanken, der mit einem Spezialstudium Baurestaurierung und einer Zusatzqualifikation Denkmalschutz für eine Aufgabe wie die Sanierung unserer Kirche bestens qualifiziert war. Während der gesamten Bauzeit fanden wöchentlich vor Ort Baubesprechungen statt, an denen je ein Vertreter des Bauausschusses und des Gemeindebezirksvorstands Karlshorst teilnahmen.
Nun können wir uns hoffentlich viele Jahre ohne unangenehme Überraschungen an unserer Kirche erfreuen. In etwa 30 Jahren werden die Kupferhaut der Turmspitze und die diesmal nur reparierten Tuffsteinelemente ersetzt werden müssen. Die Schalluken werden erst Anfang dieses Jahres von einer dafür spezialisierten Tischlerei eingebaut, dafür ist kein Gerüst nötig. Im Vergleich zu früher werden die Schindeln so ausgerichtet, dass die frohe Botschaft unserer Glocken weiter ins Land reicht, hingegen der Geräuschpegel für unsere Nachbarn etwas reduziert wird. Wenn es die Finanzen der Gemeinde erlauben, wollen wir in diesem Jahr den Sockel des Kirchenschiffes sanieren und Schäden am dessen Mauerwerk reparieren. Diese Arbeiten sind jedoch weniger dringend als die, über die in diesem Beitrag berichtet wurde.
Wolfdieter Kraus, Thomas Lindemann
Eindrücke der Turmsanierung finden Sie hier
Donnerstag, 26. Januar 2017
Eine frohe Botschaft!
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