von Karin Kemal
"Sterne hoch die Kreise schlingen, aus des Schnees Einsamkeit Steigt’s wie wunderbares Singen – O du gnadenreiche Zeit!", endet das Weihnachtsgedicht von Eichendorf. Der Advent gibt Gelegenheit zu vielen Erinnerungen, und es gibt viele Gelegenheiten den Verführungen der Weihnachtsmärkte und Einkaufssonntage zu erliegen. Dabei ist die Adventszeit ursprünglich eine Fastenzeit, die die Erscheinung des HERREN vorbereiten sollte. Die Fastenzeit feierte die Alte Kirche die Tage zwischen dem Martinstag (11. November) und dem ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Fest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar. Fasten ist heute in diesem Zeitraum nicht mehr angesagt und wäre doch sinnvoll.
Es gelingt uns heute schwer das sich einmal Herausnehmen und gar noch schwieriger vor und in "dem Fest". Schon im August/September haben Supermärkte, Internetanbieter und Fressnapf für den Winter und für Weihnachten aufgerüstet. Wer älter ist erinnert sich daran, dass es einmal als unpassend galt vor dem Ewigkeitssonntag Weihnachtsartikel anzubieten. Zugegeben, auch ich kaufe schon einmal während des Jahres für Weihnachten ein, wenn ich etwas finde, was ich meine als Geschenk passend zu sein. Nichts zu schenken, "Das geht doch nicht"?
Und doch, es wird immer wichtiger, der Umwelt etwas zu schenken. Da wären sechs Ideen:
- Nicht im Winter dorthin gehen, wo die Natur unberührt erscheint, denn Tiere, insbesondere die in Winterruhe, brauchen ihre Energie zum Überleben.
- Es ist möglich, den eigenen Energieverbrauch zu drosseln – im Haushalt, bei der Mobilität, beim Einkauf (es muss nicht jeden Tag Fleisch sein).
- Weniger Produkte in Einwegverpackungen kaufen und Beutel, Taschen oder Körbe benutzen, damit die Müllberge weniger schnell wachsen – nicht alles kann recycelt werden. Die Herstellung jeder Verpackung kostet zudem Energie und andere Ressourcen.
Und für die, die die Tätigkeit lieben:
- Ein Hummelnest oder -kasten kaufen oder auch selbst bauen. Es gibt sie in allen Preislagen. So kann der Hummelkönigin ein Wohnplatz für den Aufbau ihres Volkes angeboten werden. Und, Hummeln sind wie die Bienen wichtig für die Fruchtbarkeit von vielen Pflanzen wie unserer Hülsenfrüchte oder der schönen Löwenmäulchen.
- Ein Igelnest bauen. Igel habe es immer schwerer in weiten Teilen Deutschlands durch eingezäunte Gärten und weniger Grün und damit Insekten und Schnecken, vor allem in trockenen Jahren. Das Institut für Zoo und Wildtierkunde forscht seit 2013 und sammelt unter http://www.izw-berlin.de/igel-in-berlin Beobachtungsdaten, die jeder übermitteln kann.
- Ein Eichhörnchenschlafhaus bauen, denn Eichhörnchen geraten in unserer Kulturlandschaft immer mehr unter Druck durch Waschbären, Rabenvögel und auch wieder durch Greifvögel. Bauanleitungen gibt es im Internet. Man muss jedoch die Gelegenheit haben, es hoch aufzuhängen – mindestens 6 Meter.

"Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: … " so steht es im Prediger 3,1 ff.. Die Rückbesinnung und Erinnerung an vergangene Zeiten macht einiges deutlich: In der langen Zeit der Dunkelheit liegen die zwölf heiligen Nächte vom 25. Dezember bis 6. Januar. Es ist nach christlichem Brauch die Zeit von Christi Geburt bis zum Erscheinen der drei Weisen, auch Könige genannt. Von der Christnacht bis Epiphanias. Genau ist das Datum nicht bekannt, wann Christus geboren ist. Genau bekannt sind die Bräuche der Tage dieser Nächte in der vorchristlichen Zeit in unseren Breiten, auch Rauhnächte genannt. Es war eine geheimnisvolle Zeit, in die auch unser Weihnachtsfest gelegt wurde. Es waren Tage außerhalb der normalen Zeit, magische Tage der Rückverbindungen zu den Verstorbenen, Erinnerungen in der Umkehrzeit der Not zum Erwachen des Lebens. Man glaubte vor der Christianisierung, dass in den Rauhnächten der Wilde Jäger unterwegs ist und auch in der Nacht der Sommersonnenwende die Tiere zu uns sprechen. Und es sind Rituale und Orakel besonders gepflegt worden. Manches ist noch heute im Brauch z. B. Neujahrsfeuer, Bleigießen und der Perchtenlauf im Süddeutschen Raum. Wie auch immer, es sind immer noch die verschiedensten Traditionen da – die Sehnsucht nach etwas von "gestern". Das kann man besonders spüren, wenn zum Ende der Gottesdienste am Heiligen Abend traditionell "O du fröhliche, O du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ward geboren: Freue, freue dich, O Christenheit!" gesungen wird. Wir sind gewiss, nach der Zeit der langen Nächte kommt die Zeit des Erwachens, der summenden Bienen und Hummeln, die Zeit des Vogelgesangs und die Zeit der Geburten bei den Wildtieren.