von Karin Kemal
Christus gibt bei der Aussendung der Jünger den Rat "seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben" (Mat. 10,16)
Hat "sie", die Schlange, nicht Eva verführt? Sie hat verführt vom Baum der Erkenntnis zu kosten. Das Gut und Böse und damit das „Menschsein“ zu erkennen war die Folge. Gott nicht in allem zu gehorchen das war die Sünde. Am häufigsten wird die Schlange von uns mit dem Versucher in Verbindung gebracht. Zwiespältig ist ihr Ruf, wie auch die Redensart: "mit gespaltener Zunge reden" ausdrückt. Nicht nur in der Bibel, es gibt rund um den Erdball verschiedenste deutungsintensive Mythen und Sagen zu ihr.
Im Mythos ist die Schlange auch Symbol des ewigen Lebens. Wenn sie wächst, ihre alte Haut nicht mehr ihre Funktion erfüllt und sie fast blind geworden ist, streift sie ihre alte Haut ab und darunter erscheint ihr prächtiges neues Kleid. Sie bekommt wieder klare Augen, denn die Augen werden mitgehäutet. "Die Schlange" jedoch gibt es nicht. Es sind derzeit 3.600 Arten beschrieben. Biologisch ist die "Schlange" ein wahrhaft fabelhaftes und betrachtenswertes Geschöpf. Im Frühling oder lebensfeindlichen Zeiten erscheinen Schlangenarten wieder, nachdem sie unterirdisch überdauert haben. Sie haben äußerst sensible Sinnesorgane zur Anpassung an ihren Lebensraum auf und in der Erde und Wasser. Ihre Fähigkeit kleinste Erschütterungen zu spüren und damit Beute, Feind und andere Gefahren wahrzunehmen und entsprechend zur reagieren ist bemerkenswert. In ihrer langen Stammesgeschichte von 150 bis 160 Millionen Jahren sind sie zu perfekten Überlebenskünstlern geworden, wenn Menschen nicht ihren Lebensraum zerstören.
Nach einer christlichen Geschichte von etwa 2000 Jahren reagiert und bekennt ein großer Teil der christlichen Kirchen, "Wir bekräftigen, dass die Erde Gott gehört. Das Land und die Gewässer bedeuten Leben für die Menschen … Wir bekräftigen deshalb, dass das Land Gott gehört. Der Mensch soll Boden und Gewässer so nutzen, dass die Erde regelmäßig ihre lebensspendende Kraft wiederherstellen kann, dass ihre Unversehrtheit geschützt wird und dass die Tiere und Lebewesen den Raum zum Leben haben, den sie brauchen." (Aus VIII. der zehn Grundüberzeugungen der Oekumenischen Weltversammlung von Seoul 1990).
Auch bei der Organisation des Kirchentages in Dortmund spielten umweltgerechte Aspekte eine nicht unwesentliche Rolle. Das betraf von der Abfallvermeidung und fairem Einkauf bis zur Energieeffizienz viele Bereiche (siehe auch die Umwelterklärung des Kirchentages in Stuttgart 2015). Die Erkenntnis, dass jeder einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann, ist nicht neu. Der Wille zur Veränderung ist da, die geeigneten Maßnahmen zu finden und umzusetzen, da braucht es manchmal Hilfe.
Wir haben in unserer Gemeinde Unterstützung für unseren aktiven Beitrag vom Kirchenkreis betreffs Energieeinsparung bekommen. Anfang Mai wurden unsere Kirchen und Gemeindehäuser durch den Klimaschutzmanager des EKBO Janes von Moers begangen. In drei Protokollen wurden Empfehlungen sowohl zu Maßnahmen zum Energiesparen als auch zu deren Finanzierung gegeben. Das betrifft sowohl kleine Veränderungen als auch technisch-bauliche Maßnahmen. Damit könnte die Gemeinde nicht nur Kosten sparen, sondern auch ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Immerhin zahlt die Gemeinde allein für Heizkosten mehr als 40.000 € für unsere 3 Kirchen und 4 Gemeindehäuser pro Jahr.
Es lässt sich nicht nur vorhersagen, dass der Klimawandel eintritt, wir spüren ihn jetzt schon. Es lässt sich nicht nur vorhersagen, dass menschliche Aktivitäten Umwelt vergiften, wir sehen es jetzt schon. Manches können wir nicht vorhersagen. "Erdbeben lassen sich nicht vorhersagen. Oder vielleicht doch? In Südchina, unweit der Stadt Nanning, machen Schlangenzüchter 2005 eine seltsame Beobachtung: Selbstmord im Schlangengehege. Ihre Tiere wollen mit aller Gewalt aus den Gehegen ausbrechen. Wie besessen schlagen sie ihre Köpfe gegen die hohen Betonwände. So lange, bis sie an ihren Verletzungen sterben. Vier Tage später bebt 100 Kilometer entfernt die Erde mit einer Stärke von 5,2 auf der Richterskala. Seitdem sind sich die Wissenschaftler um Jiang Weisong vom staatlichen Erdbebenbüro in Nanning sicher: Die Tiere können Vorzeichen eines Erdbebens spüren. Mit ihrem Innenohr nehmen Schlangen nämlich selbst geringste Erschütterungen wahr. Gemeinsam mit den Züchtern richten die Forscher Webcams auf den Farmen ein. Sie wollen das Verhalten der Schlangen rund um die Uhr beobachten und hoffen, das nächste Mal rechtzeitig alarmiert zu sein." (Nachzulesen in: www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2011/wenn-schlangen-alarm-schlagen-100.html)
Wenn Christus seinen Jüngern empfiehlt, seid klug wie die Schlangen Matthäus 10,16, so kann eine Deutung sein, dass Christen aufmerksam und wach auf Geschehen achten sollen. Und wahrlich die Schlagen geben uns ein gutes Beispiel in vielen Verhaltensweisen. Sie sind nicht aggressiv, sie nehmen nur das, was sie für ihr Leben benötigen als Beute, sie leben sehr energieeffizient.
Und an dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass vom Kirchenkreis jedes Jahr wieder unter dem Motto "So viel du brauchst" eine Fastenaktion vor Ostern organisiert wird.
Dienstag, 23. Juli 2019
Seid klug wie die Schlangen
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