Wie kam es dazu? Noch während eines kontroversen Diskussionsprozesses über die Möglichkeit Kirchenasyl zu gewähren, erreichte unsere Gemeinde im Dezember 2014 die Anfrage der Kirchenleitung sieben Flüchtlinge aus Sudan und Tschad im Rahmen einer Nothilfe aufzunehmen. Die jungen Männer gehörten der Oranienplatzgruppe an und sollten vorerst nur den Winter über untergebracht werden. Für unsere, wie auch für die anderen von den Berliner Gemeinden aufgenommenen Flüchtlinge, sollte derweil zwischen Kirche und Senat eine "Paketlösung" erarbeitet werden. Leider hat sich der Senat über lange Zeit einer solchen politischen Lösung verschlossen. Dennoch arbeitete die Kirchenleitung zusammen mit den Unterstützerkreisen in den Gemeinden beständig auf eine Bleibeperspektive der Männer hin. Es wurde schnell klar, dass jeder Einzelfall individuell geprüft und ggf. gelöst werden muss. Für uns war dabei immer der Grundsatz leitend, dass nur die bei uns bleiben können, die eine realistische Aussicht auf einen legalen Aufenthalt haben. Indessen haben der Kirchenkreis und unsere Gemeinde die Verantwortung für die Fortführung des Unterhalts der sieben und die Unterbringung in der Küsterwohnung in Karlshorst übernommen. Aus dem Unterstützerkreis heraus wurde Deutschunterricht organisiert, eine Notbetreuung durch ÄrztInnen aus der Gemeinde geleistet und Rechtsbeistand gewährt. In 2016 konnte sogar eine Möglichkeit zu einer legalen Aufnahme von Praktika zur Vorbereitung der Integration in den Arbeitsmarkt geschaffen werden, die fast alle aus der Gruppe nutzen.
Jetzt haben wir 2018 - was ist die Perspektive? Im Frühjahr 2017 kam es endlich dazu, dass der Senat einem Teil der Männer das Angebot einer Arbeits- und Aufenthaltsberechtigung über ein Härtefallverfahren eröffnete. Das Ergebnis: Zwei Männer wohnen nun als zahlende Mieter bei uns, einer befindet sich in einer Ausbildung in Brandenburg. Von denen, die sich dem vorgeschlagenen Verfahren nicht unterziehen wollten, haben wir uns getrennt, nicht ohne ihren großen Dank an die Gemeinde entgegengenommen zu haben. Derzeit bestehen größte Bemühungen, das Härtefallverfahren auch auf die verbleibenden zwei Personen unserer Gruppe auszuweiten, die wir bis zum Ergebnis der Verfahrensprüfung mit Wohnung und Unterhalt weiter unterstützen. Eine Entscheidung für die beiden steht kurz vor dem Abschluss. Ein weiterer Flüchtling kam durch den Einsatz von Pfarrer Cierpka hinzu, so dass unsere Gruppe derzeit aus fünf Personen besteht. Dieser Flüchtling lebt bei uns im eigentlichen Kirchenasyl. Für ihn, der zum Christentum übergetreten ist, besteht in Deutschland eine realistische Asylperspektive. Das Kirchenasyl schützt ihn über einen überschaubaren Zeitraum vor einer drohenden Rückführung in ein anderes EU-Land und nachfolgender Abschiebung in das Herkunftsland Irak. In solcher Weise konnte unsere Gemeinde bereits mehrfach helfen. An den entstehenden Unterhaltskosten beteiligt sich wiederum der Kirchenkreis, dem wir an dieser Stelle unseren Dank aussprechen.
Warum gerade diese Menschen? Wir erleben es jeden Tag: inner- und außerhalb unserer Grenzen ist die Not groß. Worauf gilt es unsere Hilfe zu richten? Wir UnterstützerInnen sehen diese Menschen als diejenigen, die uns durch den Gang der Dinge anvertraut sind. Wir können sie dann aus unserer Obhut entlassen, wenn alle Möglichkeiten eine Lebenssituation in der Legalität zu schaffen genutzt sind. Der Gemeinde danken wir dafür, dass sie unsere Arbeit möglich macht. Diesen Dank an die Gemeinde bringen die Männer auch uns gegenüber immer wieder zum Ausdruck.
Donnerstag, 19. Juli 2018
Die Flüchtlingsgruppe in der Gemeinde - Entwicklung und Status Quo
Dienstag, 3. Juli 2018
Lebensraum - Und was wir tun können
Lebensraum, Biotop sagen die Ökologen dazu. Für uns ist es der Raum, den eine Gruppe zum Leben benötigt – und das in jeder Lebenssituation.
Sitzen zwei in einem Zug. Bei jedem Halt stöhnt der eine Fahrgast, wenn der Zug wieder anfährt. Nach einigen Stationen wird er vom anderen gefragt: "Geht es ihnen nicht gut?". "Doch", antwortet der, "aber ich fahre in die falsche Richtung". "Warum steigen sie denn nicht aus?" "Weil es so schön warm hier ist", antwortet der Gefragte.
Der Witz beschreibt etwas, was wir seit langem tun. Wir fahren fort mehr und mehr Natur zu verbrauchen, mehr Lebensraum. Zum Leben brauchen wir Räume zum Wohnen, für Straßen, Landwirtschaft, Industrie, Mülldeponien usw. In der Bundesrepublik verbrauchen wir jeden Tag 66 Hektar Land für Siedlung und Verkehr. Und wir haben derzeit noch nicht genügend Wohnungen, um für alle eine würdige Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Es muss mehr bezahlbarer Wohnraum gebaut werden. Aber was können wir tun, um unsere Umwelt auch für uns und unsere Mitlebewesen zu gestalten – nachhaltig zu erhalten? Wir können das, worauf wir Einfluss haben prüfen und ändern, wenn wir es besser machen können.
- Bekannt ist: Die Brennnessel ist Futterpflanze für die Raupen von rund 25 Schmetterlingsarten. Für vier einheimische Tagfalter ist sie sogar die einzige mögliche Futterpflanze: Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral und Landkärtchen.
Man kann: Brennnesseln eine Gartenecke einräumen. Und an anderer Stelle für die Falter einen Sommerflieder pflanzen. Disteln und Malven, und Gemeiner Natternkopf für Distelfalterraupen stehen lassen. - Bekannt ist: Unsere heimischen Gartenvögel benötigen je nach Jahreszeit und Lebensphase unterschiedliche Nahrung. Das Rotkehlchen beispielsweise frisst eigentlich Insekten, im Winter jedoch Sämereien und Früchte.
Man kann: Einheimische fruchttragende Gehölze pflanzen. Sie sind eine der Hauptnahrungsquellen auch für Vögel. Die Vogelbeere zum Beispiel ernährt bis zu 63 Vogelarten, der Eingrifflige Weißdorn bis zu 32. - Bekannt ist: Es gibt Nacktschnecken, die fressen Schnecken. Der Tigerschnegel z. B. vertilgt die Eier anderer Schnecken und auch andere ausgewachsene Nacktschnecken. Schnecken meiden stark riechende Pflanzen (Thymian, Lavendel u. a. m.)
Man kann: Verstecke für Schnecken wie Altholz, Dachziegel, Blumentöpfe anbieten und dort Schnecken absammeln. Die „nützlichen“ Tigerschnegel sind beige mit schwarzen Streifen. Auf Chemie verzichten, stattdessen Duftpflanzen anbauen. - Bekannt ist: Laubbläser wirbeln alles durcheinander, was nicht nur Igeln und Vögeln die Nahrung vertreibt. Dem Boden wird die natürliche Deckschicht geraubt, die ihn vor Austrocknung und extremer Kälte schützt.
Man kann: Da wo es möglich ist, Laub als Naturdung und Nahrung für Regenwürmer liegen lassen. Das fördert die Bodenfruchtbarkeit. Nebenbei sind Regenwürmer auch beliebte Nahrung für Amseln. Und, es gibt auch Laubbesen.
Zu den Laubbläsern:
"Ihre Abgase verpesten die Luft und schaden dem Klima", erklärt etwa die Umweltschutzorganisation WWF.
"Das Gewicht der Geräte erfordert unnötigen Kraftaufwand und viel schneller ist man bei der Laubbeseitigung auch nicht", meint das Umweltbundesamt.
Mich nervt der Lärm dieser Geräte.
Manche Hilfen für unsere Umwelt sind heute so einfach auch käuflich zu erwerben wie Insektenhotels, Nisthilfen für Vögel und Fledermauskästen. Fledermäuse sind in Berlin noch häufig – auch um unsere Kirchen und in unseren Friedhöfen unserer Gemeinde. Es ist zumeist die Zwergfledermaus. Durch die Gebäudesanierung gehen sie in Städten oft ihrer Quartiere verlustig. Aber, wir können die Vielfalt in unserer Umwelt unterstützen, wenn wir achtsam sind und versuchen etwas Ausgleich zu schaffen.
Wir sind angekommen im Anthropozän. Das heißt im Zeitalter in dem der Mensch die gestaltende Kraft auf der Erde ist. Im 1. Buch Mose heißt es: "Seht da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise, und allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut essen."
Es ist an uns zu schätzen, was uns anvertraut ist.
Montag, 26. Februar 2018
Marx und die Folgen - was bleibt?
Der ev. Kirchenkreis Lichtenberg-Oberspree veranstaltet den 1. Lichtenberger Dialog mit:
Dr. Gesine Lötzsch, Wolfgang Templin, Edgar Dusdal, Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow
Am:
- 6. März (18 Uhr),
- 26. April (18 Uhr),
- 29. Mai (19 Uhr)
im Haus des Kirchenkreises, Schottstrasse 6.
Am 5. Mai jährt sich der 200. Geburtstag von Karl Marx. Es gibt wohl keinen Theoretiker, dessen Wirkungsgeschichte das 20. Jahrhundert mehr geprägt hat. Sein im Kommunistischen Manifest formuliertes Postulat, einer "Assoziation, worin die freie Entwicklung eines Jeden die Bedingung der freien Entwicklung Aller" wäre, drückt seinen Anspruch an eine menschliche Gesellschaft aus. 1891 wurde der Marxismus offizielle Doktrin auch der deutschen Sozialdemokratie, vom dem sie sich erst 1959 wieder offiziell verabschiedete. Mit dem Jahr 1917 begann das "Konstantinische Zeitalter" der marxistischen Bewegung. Emanzipation schlug in Totalitarismus um.
Seitdem prägt auch der Umgang mit Marx und dem Marxismus die Frage, ob die negativen Folgen des Marxismus bereits bei Marx angelegt waren oder seiner mangelhaften Umsetzung anzulasten seien. Dazu gehört auch der Versuch zwischen seiner ökonomischen und geschichtsphilosophischen Theorie zu differenzieren. Beide werden heute unterschiedlich bewertet.
Die Kirchen prägte von Anbeginn ein ambivalentes Verhältnis zu Marx. Seine Religionskritik führte zu unterschiedlichen Positionen der sich auf Marx berufenden Parteien und in der Konsequenz zu vielfältigen Leidensgeschichten der Kirchen in seinem Einflussbereich. Dem gegenüber stand der Versuch, sich auch in der Kirche seine ökonomische Kritik zu eigen zu machen, sei es in der Bewegung der religiösen Sozialisten oder in der Theologie der Befreiung in Lateinamerika.
Nicht zuletzt basierte diese Neigung zum Marxismus auf der Grundlage des in der Apostelgeschichte beschriebenen "Urkommunismus":
"Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte."
Seien Sie ganz herzlich zu den drei Veranstaltungen des 1. Lichtenberger Dialogs eingeladen.
Pfarrerin Sapna Joshi
Sonntag, 11. Februar 2018
Der Aufbruch
Ich befahl, mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeutete. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: »Wohin reitet der Herr?« »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.« »Du kennst also dein Ziel«, fragte er. »Ja«, antwortete ich, »ich sagte es doch: ›Weg-von-hier‹ – das ist mein Ziel.« »Du hast keinen Essvorrat mit«, sagte er. »Ich brauche keinen«, sagte ich, »die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise.«
Bei diesem Text könnte man auf den ersten Blick erschreckt feststellen: Aha, er will nur nichts wie weg hier. Aber es geht um etwas ganz anderes. Denn selten sind Aufbrüche selbst gewählt, dann wären es eher Fluchten. Vielmehr aber geht es um den Umgang und die Zurüstung für die Wandel der Zeiten und unseres Selbst, denen wir unvermeidlich unterzogen werden.
In dieser zuversichtlichen Parabel, beschreibt Franz Kafka das große Wagnis eines Lebensaufbruchs, bei dem sich das Selbst erneuert. Nicht alle Aufbrüche sind so radikal, so existentiell. Und doch steckt in jedem Aufbruch und Neuanfang eben jene Chance. Oder theologisch gesagt: wahrer Aufbruch geschieht nie ohne explizite oder implizite Verheißung. Das Ziel ‚nur weg von hier’ heißt also nicht, dass es am bisherigen Ort schlecht gewesen sein muss, sondern ist ein Plädoyer gegen eine Form von Stillstand, die mit Starre und damit Lebensfeindlichkeit gleichzusetzen wäre. Von alters her brechen Menschen wie Abraham auf Verheißung hin auf, geht das wandernde Gottesvolk durch die Zeiten, weil es hier keine bleibende Stadt hat. Und so versteht sich auch die Kirche als ‚ecclesia semper reformanda’, als sich stets erneuernde, verändernde Kirche.
Somit gehört zum Leben von Kirche und Gemeinde, ja zum menschlichen Leben schlechthin, das Kommen und Gehen, das Gewinnen und Verlieren, das Finden und Loslassen, der Aufbruch und das Ankommen. Gewiss, das ist nicht immer schmerzfrei und bleibt auch sicher nicht ohne Spuren. Aber zugleich ist es eben jener Kreislauf von Werden und Vergehen, Anfang und Ende, der unserem Leben Maß und Rhythmus, Höhen und Tiefen, Geschmack und Farben verleiht.
Zum Lebensweg gehört Vertrauen. Wer erst aufbricht, wenn er absolut sicher sein kann, das Ziel auch zu erreichen, wird sich wohl nie auf den Weg machen. Immer werden Zweifel und Einwände ihn hindern. Vertrauen ist nötig, um Zukunft zu gewinnen. In diesem Vertrauen wird über Zeit und Erfahrung Glauben wachsen, in dem die Hoffnung immer ein bisschen größer als die Angst sein wird. Dies ist zugleich das Einzige, was sich ‚als Vorrat’ anlegen und mitnehmen lässt. Andere Ausrüstung wird zuwachsen, wo sie nötig ist.
Das schließt Momente nicht aus, wo man all dies nur mit zitternder Stimme und von großen inneren Fragen begleitet zu bekennen versucht. Dann sind Menschen wichtig, die mit einem auf dem Weg sind, sei es für Etappen, sei es bis zum Ziel. In ihnen bezeugt Gott seine Begleitung und tragende Kraft.
Ich blicke dankbar auf fast 8 Jahre in der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, haben wir miteinander gestaltet, ist hinzugetreten oder vergangen. Beziehungen sind gewachsen und wir haben miteinander Höhen und Tiefen erlebt und geteilt.
Ich breche auf, um mit der Frau, die ich liebe, mehr gemeinsames Leben teilen zu können, als es bisher möglich war. Ich bin sehr dankbar, dass sich nun nach langer Suche ein Weg dafür aufgetan hat – und ohne Abschied von Gewohntem für die eine oder den anderen wäre er nicht zu haben.
Wenn ich nun zu einem neuen Dienst in der Evangelischen Kirche von Westfalen aufbreche, dann voller Dank, nicht ohne Trauer, aber auch mit großer Hoffnung; mit einem Herzen voller Erfahrungen und beglückender Begegnungen und doch bereit für Neues.
Ich wünsche Euch allen, denen die gehen, denen die bleiben und denen, die kommen: Bleibt behütet und gesegnet auf allen Euren Wegen.
Joachim G. Cierpka, Pfarrer
Freitag, 26. Januar 2018
Der Nachklang des Weihnachtssterns
oder: Was wir tun können
von Karin Kemal
Weihnachten ist längst vorbei. Die beliebten Weihnachtssterne haben ihre Farbe verloren, werden entsorgt. Wir bereiten uns auf Ostern vor, das Fest der Auferstehung. Die Bäume treiben aus. Wir freuen uns am Erwachen der Natur. Und weil uns Natur als Christen so wichtig ist, hat auch unser Kirchenkreis ein Umweltbüro eingerichtet, auch ein Klimaschutzkonzept erarbeiten lassen[1]. Dabei geht es vor allem um den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und damit auch die Verminderung des CO2-Ausstoßes. Ungefähr 800 Millionen Liter CO2 kommen in Deutschland davon von "unseren" Weihnachtssternen. Es sollen 35.000 sein, die jährlich im Handel sind. Sie sind in Torf angezogen. Bei dessen Verrotten werden pro Topf bis zu 25 Liter CO2 freigesetzt.
Auch das Papier, auf dem dieser Artikel im Gemeindebrief gedruckt wird, hat seinen "Umweltpreis". Es ist der hohe Energiebedarf – "pro Tonne Produkt in den vergangenen Jahren (seit 1955 um 65 %) sind die abso-luten Emissionen zum Beispiel für fossiles CO2 zwischen 1995 und 2008 von 14,1 Mio. t auf 18,5 Mio. t weiter gestiegen, denn die ökologischen Verbesserungen wurden durch steigende Produktionsmengen zunichte gemacht"[2]. Dazu kommt der hohe Wasserverbrauch. In der Papierproduktion fallen pro Tonne luftgetrocknetem Papier circa zehn Kubikmeter Abwasser an.
Und es ist zu bedenken: Jedes Stück Papier kommt von einem Stück Holz; jedes Stück Holz kommt von einem Baum. – Bäume wachsen langsam nach. Sie brauchen meist länger als ein Menschenleben bis zur Erntereife. Auch Bäume benötigen nicht unerhebliche Mengen Wasser pro Tag - je nach Art bis zu 1.000 Liter, wie bspw. eine ausgewachsene Birke. Aber sie kühlen damit auch unsere Umgebung im Sommer.
Wir brauchen Wasser und belasten es meist mit Schadstoffen. Die haben größere Wirkungen auf die Natur als meist gedacht. So ist es den Klärwerken z.B. nicht möglich, alle Medikamentenrückstände restlos aus dem geklärten Wasser zu beseitigen. Das hat u. a. Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Lebewesen, die in Flüssen und Seen leben. Die Industrie in der EU hat Auflagen für die Emissionswerte, die Haushalte nicht. Oft wird über die Toilette mit Trinkwasser entsorgt:
Medikamente, Essenreste, chemische Reinigungsmittel, reißfeste Papiere, Wattestäbchen u.v.m. An den höheren Aufwand zur Klärung des Abwassers wird oft nicht gedacht. Dabei kommt aus unserem Wasserhahn – so die Leitungen nicht überaltert sind – Wasser in Lebensmittelqualität, das dem aus der Flasche in nichts nachsteht und für den Verbraucher viel billiger ist.
Wir, jeder von uns, können etwas tun. Wir können etwas tun, um denen, die nach uns kommen, eine lebensvolle Umwelt zu erhalten. "Dabei geht es um eine globale Wende zur Bewahrung der Schöpfung. Aller Kreatur – so heißt es bei Markus im 16. Kapitel – gilt das Evangelium. Aller Kreatur gilt das Wort Gottes von der Schöpfung, die er erhalten will, weil Er sie liebt." [1]
Und unsere Gemeinde? Wir kaufen fair gehandelte Produkte, kaufen Ökostrom, im Kirchturm von Erlöser wohnt ein Turmfalke, in Karlshorst wurde ein Falkenkasten eingebaut, Nisthilfen im Garten angebracht und es wird noch einiges mehr sein, aber ich denke, es könnte noch mehr sein.
Jeder kann mit kleinen Dingen am Erhalt der Schöpfung mitwirken, wie z.B.:
- Torffreie Blumenerde kaufen
- Papier sparen - überlegen, wieviel denn wirklich gebraucht wird
- Plastiktüten meiden/wiederverwenden
- Produkte der Region bevorzugen
- weniger Fleisch, dafür besserschmeckendes, ökologisch Erzeugtes konsumieren
- keine Abfälle in der Toilette entsorgen
- usw.
Es liegt in unserer Hand!
Schon gewusst?
- Leitungswasser ist nachhaltig: Die Behörden stellen sicher, dass nie mehr Wasser aus dem Kreislauf entnommen wird, als auf natürlichem Weg bereitsteht.
- Fast jedes Trinkwasser stammt aus der Region und muss damit keine langen Transportwege zurücklegen.
- Warmwasser ist der zweitgrößte Energieverbraucher. Es macht im Haushalt und etwa 12 Prozent des Gesamtenergieverbauchs aus.
- weitere Informationen
[1] Klimaschutzkonzept der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburgische Oberlausitz März 2017
[2] Bundesumweltamt zu Zellstoff und Papierindustrie